Kinder in Quarantäne

PoeDu trifft Poesie
Gut gegen Corona: Kindliche Kreativität
Während das kürzlich in der SZ veröffentlichte Corona Gedicht Durs Grünbeins eher an peinliche Poesiealbumeinträge erinnert, produzieren die Teilnehmenden der Kinderlyrikwerkstatt Poedu überraschende und schillernde Juwelen.

Um ihre Tochter während der langen und immer länger andauernden Quarantäne zu beschäftigen, dachte sich die Autorin und Journalistin Kathrin Schadt Ende März eine Schreibwerkstatt für Kinder aus, die unter dem Namen Poedu schnell großen Zuspruch fand. Vermutlich nicht zuletzt deswegen, weil Poedu nicht Poesie für Kinder ist, sondern Dichtung von Kindern für alle.

Am 20. März erfolgte der erste Aufruf, innerhalb kürzester Zeit gingen nicht nur 20 Anmeldungen von interessierten Kindern ein, es meldeten sich auch erste Kooperationspartner. So stellte Fixpoetry einen Ort zur Verfügung, der eine zeitnahe Veröffentlichung der Gedichte online möglich machte. Während das Literaturmagazin Wortschau versprach, in der nächsten Ausgabe einige der entstandenen Gedichte abzudrucken.

Eine Woche später hatten Literaturhäuser von Berlin bis Stuttgart, eine Literaturzeitschrift aus Österreich sowie zahlreiche namhafte Autor*innen aus Deutschland, Österreich und sogar Argentinien und Ecuador ihre Mitarbeit zugesagt.

Seitdem entfaltet sich jede Woche aufs Neue eine beeindruckende poetische Vielfalt. In den virtuellen Werkstätten erzählen Kinder, angeregt durch ein bestimmtes gemeinsames Thema, das ihnen vorgegeben wurde, von Lieblingsworten, die in den Bergen wohnen, wo sie Seifenblasen und böse Monster bergen, oder von Brillen mit 15 Herzen. Eines meiner persönlichen Lieblingsgedichte ist eine Wunschliste an das Leben von Anisnofla nach einer Aufgabe von Karla Reimert. Es beginnt so:

Ich wünsche mir eine einzige Mama zu sein

ich wünsche mir 50 Kinder

ich wünsche mir viele Papageien, die immer wenn ich nach Hause komme,

in meinen ganzen Körper fliegen […]

und geht ebenso fantastisch weiter.

Geplant ist eine Anthologie mit ausgewählten Gedichten und anschließender Lesereise. Bis dahin gibt es jeden Freitag neue kollaborative Schätze auf Fixpoetry zu entdecken.

Autor*in: Elke Engelhardt

Schreibt mit nicht nachlassender Begeisterung über Bücher. Ganz selten schreibt sie selbst eins.