Niina Lehtonen Braun – Finnische Kunst in neuer Galerie auf dem Land

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Die finnische Künstlerin Niina Lehtonen Braun (r.) und Sabine Mellies in der neuen Galerie Mellies (Foto: Ralf Bittner)

In einem früheren Tante-Emma-Laden bei Detmold eröffnet Sabine Mellies eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Als erste Ausstellung sind ab Sonntag, 8. März Werke der finnischen Künstlerin Niina Lehtonen Braun zu sehen.

„Ich hätte auch einen Verein gründen können“, sagt Mellies, die ihre Galerie in den früheren Ladenräumen ihrer Eltern im Detmolder Ortsteil Heidenoldendorf eröffnet: „Aber ich habe mich für ein eigenes Projekt entschieden, um die Kunst zeigen zu können, die ich spannend finde.“ Zwei Ausstellungen sind für 2020 geplant, zukünftig könnten es drei bis vier im Jahr werden. Das betriebswirtschaftliche Wissen bringt Sabine Mellies aus ihrer hauptberuflichen Geschäftsführerinnentätigkeit in einem gemeinnützigen Verein mit, Erfahrungen mit dem Markt für zeitgenössische Kunst sammelte sie in einer Bielefelder Galerie.

Die Finnin lebt und arbeitet in Berlin

Die in Berlin lebende finnische Künstlerin Niina Lehtonen Braun arbeitet konzeptionell und in Serien, mit Tusche, Aquarellfarben, Zeichenstiften oder eher selten mit Acrylfarben. Kombiniert wird das alles teilweise in Collagetechnik. Der Großteil der Arbeiten entstand 2018 und 2019, zum Teil für den Zyklus „Mädchen lass los.“ Auf den ersten Blick wirken die in einer wolkigen Hängung präsentierten Arbeiten freundlich und verspielt.

Wer genauer hinsieht, erkennt jedoch, dass die Ausstellung nicht zufällig am Sonntag, 8. März, dem Internationalen Frauentag, eröffnet wird. „In den Arbeiten thematisiere ich die Rollen von Frauen und die unterschiedlichen an sie von der Gesellschaft herangetragenen Erwartungen als Mutter, Tochter, Freundin, Geliebte, Ehefrau oder Berufstätige“, sagt die 1975 geborene Künstlerin. Auch die eigene Entscheidung, es als Frau im Kunstbusiness zu versuchen, spiegele sich in den Arbeiten wider. Dass ihr dazu einiges eingefallen ist, zeigen die auf dem Boden der Galerie ausgebreiteten Mappen mit Bildern, die es nicht an die Wände des frisch grundrenovierten Raums geschafft haben.

Die Künstlerin produziert gern Künstlerbücher

Um ihr Material zu sichten und in kleinen Ausstellungsräumen für Besucher zugänglich zu machen, produziert Lehtonen Braun Künstlerbücher. Das handgemachte „Mädchen lass los“ liegt in der Galerie aus. „Mother said“ und „These (foolish) Things remind me of You“ sind im Bielefelder Kerber-Verlag erschienen.

Einen Großteil ihrer Ausstellungen hat die Künstlerin immer noch in Skandinavien oder in Berlin, neuerdings auch in Österreich, den Niederlanden oder den USA. „Über die Einladung nach Detmold habe ich mehr sehr gefreut, denn als in Deutschland lebende Künstlerin ist so etwas eher die Ausnahme“, sagt sie.

Auch die lange Ausstellungsdauer bis zum 1. Mai freut sie: „In Berlin sind die Ausstellungen oft kurz, gehen nur wenige Tage etwa über ein Wochenende oder eine Woche.“ Die abgelegene Lage der Galerie in der Provinz stört sie nicht: „Das kenne ich aus Finnland. Da werden manchmal sogar Busfahrten organisiert, um die Menschen aus der Hauptstadt zur Kunst zu bringen.“

Gespannt auf die Reaktionen des Publikums

Sie freue sich auf die Reaktionen eines Publikums, das eben nicht wie in Berlin aus anderen Kunstschaffenden bestehe. In diesem Punkt decken sich die Interessen von Künstlerin und Galeristin. Mellies möchte den früheren Laden, der auch eine Stätte des Austauschs war, ebenfalls zu einem Ort machen, an dem sich unterschiedliche Leute treffen und über Kunst unterhalten können.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 8. März von 15 bis 18 Uhr mit einer Vernissage in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet. Geöffnet ist die Galerie Mellies, Waldheidestraße 24, 32758 Detmold, nach Terminvereinbarung per E-Mail an hallo@galerie-mellies.de oder unter Tel. (01 57) 57 32 84 44. Infos auf www.galerie-mellies.de. Die Laufzeit der Ausstellung wurde jetzt verlängert. Enden wird sie nicht wie vorgesehen am 1. Mai, sondern erst am 21. Juni von 15 bis 18 Uhr mit einer Finissage.

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Autor*in: Ralf Bittner

Ralf steht lieber hinter als vor der Kamera, erkundet seine Welt gern zu Fuß und hat ein Herz für Großartiges in kleinen Locations.