Folk-Trio Iontach bringt das Fernweh nach Bielefeld

Das deutsch-irisch-britische Trio Iontach präsentiert im Saal der Neuen Schmiede fein arrangierte Folk-Songs. Foto: Ralf Bittner

Mit einem Auftritt der deutsch-irisch-britischen Formation wagt sich die Neue Schmiede wieder an „Kultur im Saal“. Ein Neuanfang, der Mut nacht.

Bielefeld. Mit einem Medley aus drei Tänzen eröffnet die Folk-Formation „Iontach“ um den Musiker, Komponisten und Arrangeur Jens Kommnick ihren Auftritt im Saal der Neuen Schmiede. „Es ist ungewohnt, so viele Leute zu sehen“, begrüßt er die mit weitem Abstand im Saal verteilten Zuhörenden. “Wir hoffen, dass es euch gut geht – trotz des Physical Distancing.“ Live-Musik könne dazu beitragen, dass die wegen Corona notwendige physische Distanz nicht wirklich zu einem sozialen Auseinanderdriften der Menschen führe.

Natürlich gibt es auch die eine oder andere Erklärung, wer welchen Jig wann komponiert hat und wieso er sich in dem Medley findet, aber der Small-Talk zwischen den Stücken fällt wegen des Zeitdrucks knapp und kurzweilig aus. Coronabedingt spielt die Band zwei einstündige Konzerte – eins um 18.30 Uhr und eins um 20.30 Uhr – mit genügend Zeit zum Lüften und Desinfizieren dazwischen. 76 Leute lässt die Neue Schmiede pro Konzert zu. Bis zu 250 Menschen passen zu normalen Zeiten in den Saal.

Erste Schritte zurück Richtung Saalveranstaltung

Nach Streaming- und Open-Air-Konzerten im Biergarten oder als Kultur im Lokal wagt sich die Neue Schmiede wieder vorsichtig an Indoor-Formate. „Wir sind froh, Künstler gefunden zu haben, die sich auf Konzerte unter diesen Bedingungen eingelassen haben, jetzt muss nur noch das Publikum wiederkommen“, sagt Inka Stückemann, die Kulturkoordinatorin der Schmiede. Das scheint zu funktionieren, denn der Saal ist zwar nicht ausverkauft, aber doch gut gefüllt.

Das Medley zum Einstieg stammt ebenso wie das erste Lied des Abends „Cooley Shore“ von der aktuellen CD „Cuan“. Es ist ein eher langsames und trauriges Lied, das von Seeleuten erzählt, die auf der Rückfahrt von Spanien nach Irland mit einem Schiff voller Gold untergegangen sind. „Passage West“, eine Ballade um Liebe und Abschied, ist inspiriert von einem Hafen in Cork, das Instrumentalstück „Lights on the Ocean“ vom Blick auf die Nordsee.

Kommnick und die zwei anderen Bandmitglieder Siobhán Kennedy aus Irland und der Brite Nick Wiseman-Ellis wohnen in der Nähe Cuxhavens mit Blick aufs Meer, und so ist das Thema „Meer“ eine Klammer, die eigene und adaptierte Stücke wie „The Green among the Gold“, das von Leben irischer Auswanderer in Australien erzählt, zusammenhält.

Feiner Harmoniegesang, abwechslungsreiche Arrangements

Bei den Liedern glänzt das Trio mit fein abgestimmtem Harmoniegesang, bei den Instrumentalstücken mit abwechslungsreicher Instrumentierung und virtuosem Spiel. Auch in dem Kompakt-Konzert kommen Gitarre, Bouzouki, Piano, Flöte, Geige, Concertina und Akkordeon zum Einsatz. Viel zu schnell kommt das Trio beim letzten Song des Abends „Until we meet again“ an. „Das ist eigentlich unsere Zugabe“, sagt Kennedy, aber das Spiel mit Ab- und Auftritt entfällt wegen der Umstände ebenso wie das Mitsingen des Chorus. Mit reichlich Applaus verabschieden die Zuschauer drei Musiker, die mit ihrem Auftritt auch gezeigt haben, dass Konzerte unter Corona-Bedingungen möglich sind, wenn Musiker und Veranstalter sich auf die Rahmenbedingungen einlassen.

In der Neuen Schmiede gibt es im September noch drei Veranstaltungen: Bossa Café am Freitag, 11. September, skandinavischen Folk mit Väsen am Donnerstag, 17. September, und Kabarett mit Jess Jochimsen am 25. September. Alle drei Veranstaltungen finden jeweils um 18.30 Uhr und 20.30 Uhr statt.

Autor*in: Ralf Bittner

Ralf steht lieber hinter als vor der Kamera, erkundet seine Welt gern zu Fuß und hat ein Herz für Großartiges in kleinen Locations.