Gemeinsam verschieden: Über den Reichtum durch Unterschiedlichkeit

Gemeinsam verschieden feiert die Fachhochschule eine zukunftsweisende Ausstellung (Bild: FH Bielefeld)

„Vielfalt“ – das ist kein abstrakter Begriff, sondern alltäglich gelebte Realität, behauptet die Fachhochschule Bielefeld, und präsentiert in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. seit dem 22. Februar die digitale Ausstellung Gemeinsam verschieden.

In Abschluss- und Seminararbeiten setzen sich die Studierenden mit Geschlechteridentität, Gleichberechtigung, einem Leben zwischen den Kulturen, Bodyshaming, der durch die aktuelle Regierung immer prekärer werdenden Situation von queeren Menschen in Polen, aber auch mit häuslicher Gewalt, Barrierefreiheit und Apps, die Autisten soziale Interaktion erleichtern sollen, auseinander. Nicht zuletzt demonstriert diese Ausstellung, wie scheinbar disparate Bereiche wie Mode, Fotografie und Kommunikationsdesign gemeinsam neue Facetten hinzufügen können, die sowohl für Verständnis als auch für Akzeptanz werben.

Allen Arbeiten gemeinsam ist, dass neben den Exponaten selbst der Entstehungsprozess nachvollziehbar gemacht wird. Häufig finden sich zu den Themen der Arbeiten zahlreiche weiterführende Links. Mit Schönheit und/oder Nützlichkeit geben sich die ausgestellten Arbeiten nicht zufrieden, sie teilen vielmehr den Anspruch, ins Gespräch mit der Betrachterin zu kommen, vorgefertigte Einstellungen sollen erschüttert werden, damit sich offene und informierte Haltungen bilden können.

Isabell Pallas – What would it look like?
Bodyshaming – Mode und ihr Einfluss auf Körperbilder

Isabell Pallas beschäftigt sich in What would it look like? auf originelle Weise mit dem Thema Bodyshaming. Modebilder gehen ihrer Meinung nach an der Realität vorbei. Mit ihren digitalen Arbeiten demonstriert sie ihre Überzeugung, dass jeder Körper schön ist und wert, gut eingekleidet zu werden.

Isabell Pallas – What would it look like?

Johanna Baschkes Videoarbeit Moments ist eine berührende Selbstbefragung, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Auf innovative Weise zeigt ihre Installation die Zerbrechlichkeit der Einzelnen zwischen Rollenstereotypen und der Suche nach Identität.

Paul Koncewicz macht mit seiner Porträtreihe unter dem Motto I am not an ideology auf die homophobe Regierungspolitik in Polen aufmerksam. Hier wird eine „abweichende“ sexuelle Orientierung als Ideologie betrachtet. Mittlerweile rühmen sich 5 Regierungsbezirke, 37 Landkreise und 55 Gemeinden, frei von dieser “Ideologie” zu sein. Koncewicz sagt über seine Fotoarbeiten: „Meine Portraitarbeit richtet sich an diese Menschengruppe, die nicht Ideologie, sondern vor allem einfach nur Mensch ist.“

Technische Hilfsangebote zur Inklusion

Hannah Bergmann hat mit der App Lieb*r ein niederschwelliges Hilfsangebot für alle Geschlechter entworfen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Ausgangspunkt für dieses Projekt waren Interviews, die u.a. die Annahme, dass ausschließlich Frauen und Kinder von häuslicher Gewalt betroffen sind, teilweise korrigierte, denn die Befragungen ergaben, dass 20 % der Menschen, die häusliche Gewalt erleben, Männer sind.

Marvin Glißmann setzt sich als Marrín mit dem Phänomen Drag auseinander. Seine Kunstfigur Marrín, von der Fotos und eine Performance in der Ausstellung zu sehen sind, sieht Marvin in der Zukunft im Scheinwerferlicht von Bars und Bühnen.

Xheneta Pllana zelebriert in ihrer Modekollektion E lire | Frei die Möglichkeit, Tradition und Moderne zu einem individuellen Stil zu verbinden.

Beep Ramp ist ein Gemeinschaftsprojekt von Betül Ügüden, Sarah Rehrmann und Chantal Schäffer. Das Team hat ein Armband entwickelt, das der mangelhaften Barrierefreiheit im öffentlichen Raum technische Lösungen entgegensetzt, die betroffene Menschen dazu ermächtigt, diese Hindernisse selbst zu bewältigen und damit unabhängig zu sein.

Mode, die verbindet

Kristina Koslow und Liliana Schneebeli entwickelten für ihre Arbeit Äyel -Mulher eine eigene, körpernahe Art des Webens, in deren Mittelpunkt die Idee der Verbindung steht. Von Stoffen, Menschen und Kulturen.

Philip Fröhlich setzt sich in seinen Fotografien Schönheiten mit Ihr ebenfalls mit Geschlechteridentität auseinander.

Nalan Batmaz entscheidet sich anlässlich der Frage entweder oder ebenfalls für eine Verbindung. In ihrer im Bereich Mode angesiedelten Arbeit vereint die Technik des Patchwork sowohl Stoffe als auch Kulturen.

Auf hervorragende Weise ist diese Ausstellung, die übrigens auf Zuwachs angelegt ist, gesellschaftlich relevant und leistet gleichzeitig ihren Teil dazu, einige Dinge, die in der gegenwärtigen Gesellschaft in Bewegung sind, in die richtige Richtung zu lenken.

Autor*in: Elke Engelhardt

Schreibt mit nicht nachlassender Begeisterung über Bücher. Ganz selten schreibt sie selbst eins.