Vom Ansatz der Hoffnung

Mit zärtlicher Solidarität einer zunehmend verzweifelt werdenden Welt begegnen: Die Aktionskünstlerin Stephanie Gauster züchtet Hoffnung. Foto: Antje Doßmann

Es ist Sonntag, Anfang März, die Bäume sind noch gänzlich kahl, winterliches Licht. Es ist kalt. Doch seit am frühen Nachmittag der Himmel aufriss und den Blick auf die Sonne freigab, zieht es viele Familien mit Kindern noch einmal nach draußen. Paare spazieren im Wald, Fahrradfahrer drehen ihre Runden und Läuferinnen. Es ist der zehnte Tag des Krieges. Wir sind uns seiner Realität bewusst, wissen um das Leid, das er Menschen antut in jedem Moment unserer harmlosen Freizeitvergnügungen. Was machen wir mit den Bildern in unserem Kopf, die uns mit Schmerz erfüllen, ohnmächtiger Verzweiflung, flammendem Zorn? Wie verwandeln wir sie in Hoffnung? Wie können wir die Hoffnung in der Welt erhalten und womit sie nähren – trotz allem?

Hopefully

Seit Januar 2021 ist die Bielefelder Aktionskünstlerin Stephanie Gauster Hoffnungszüchterin. In einem Satz Petrischalen, den ihr jemand schenkte, setzte sie das positive Gefühl an und ist nun mit aktiver Publikumshilfe dabei, ein Vakzin zu entwickeln, das Verzweiflung und Ängste nachhaltig in Hoffnung verwandelt, mehr noch: im zärtlich-solidarischen Sinne handlungsfähig macht für das Gemeinwohl.

Hopefully heißt das Projekt, und warum es gerade in diesen Tagen gut ist, die Aufmerksamkeit auf Stephanie Gausters spezielle Forschungsarbeit zu lenken, liegt traurig auf der Hand. Je schlimmer die Zeiten, desto aktueller ihr Ansatz, und es wird, wie es aussieht, Tonnenladungen ihres Hoffnungsserums brauchen, um die nächsten Wochen und Monate zu überstehen. Denn alles, was gegenwärtig geschieht, schreit nach Kunst in ihrem Verständnis. Kunst, die sich engagiert und im Geiste Joseph Beuys’ das Individuum mit einbezieht, stärkt und widerständig macht für den Kampf um gesellschaftliche Veränderung.

Vom Schlamassel, Mensch zu sein

Wie alle an Beuys und seiner Idee der sozialen Plastik geschulten Initiativen ist Hopefully visionär, hintergründig-verspielt und dabei durchdrungen von ernsthafter Tiefe. Als sie anfing mit dem Projekt, das im Kern aus einem hoffnungswissenschaftlichen Fachvortrag und einer Mitmach-Aktion besteht, trat sie vor allem vor Schülerinnen und Schülern auf. Je bekannter Hopefully wird, desto stärker interessieren sich aber auch NGOs und alternative Lebensprojekte wie das Ökodorf Sieben Linden für den künstlerischen Ansatz, und inzwischen hat Stephanie Gauster die Idee soweit ausgearbeitet, dass sie neben dem künstlerisch-poetisch-humorig-zärtlichen Vortrag zum Thema “Vom Schlamassel, Mensch zu sein” und der Erläuterung ihrer Lösungsansätze mit anschließender Aktivbeteiligung im mobilen Farblabor auch ganztägige Workshops anbietet. Es geht dabei zentral um die Transformation individueller Glücks-und Dankbarkeitsgefühle in einen kollektiven Friedens- und Hoffnungsimpuls.

Damit es Frieden in der Welt gibt, muss man ihn im eigenen Herzen finden. Darin war sich Joseph Beuys einig mit Laotse. Und darin sind wir uns einig mit einer Künstlerin wie Stephanie Gauster.

Termine Hopefully-Workshops in Bielefeld 2022

12.03., 02.04., 11.06 jeweils von 10-18 Uhr

Weitere Workshops:

23.07-31.07.2022 im Rahmen des Sommercamps in Sieben Linden / Ökodorf

09.09.-11.09.2022 in Sieben Linden / Ökodorf

siehe www.siebenlinden.org

weitere Informationen unter:

www.stephaniegauster.de

stgauster@gmail.com

Antje Doßmann

Autor*in: Antje Doßmann

Die Antje...kann über gelungene Kunst-Taten ins Schwärmen geraten, und dann rette sich von ihr aus wer will. Den anderen wünscht sie beim Lesen ein heißes Herz und einen kühlen Kopf.