In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni wurden ab 22 Uhr in mehr als 250 Städten Eventlocations, Spielstätten, öffentliche Gebäude und Bauwerke mit rotem Licht illuminiert. Normalerweise sind die beleuchteten Gebäude Hingucker bei Events wie der „Nacht der Museen“, jetzt wurden die vielen Aktionen zu einem strahlenden Mahnmal, das auf die Not der Kultur- und Veranstaltungsbranche hinweisen sollte.

„Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht!“, so beschreiben die Initiatoren der bundesweiten Aktion „Night of Light“ die Lage der Kultur- und Veranstaltungsbranche. Mit dem Verbot aller Großveranstaltungen aufgrund der COVID-19 Krise sei einem kompletten Wirtschaftszweig seit dem 10. März faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen.
Keine Einnahmen in Sicht, bei laufenden Kosten
Betroffen von den Einschränkungen sind kommerzielle Veranstaltungen wie Messen, Tagungen oder Kongresse, aber auch Konzerte oder Theateraufführungen. Selbst die vorsichtigen Lockerungen der vergangenen Tage seien keine wirkliche Hilfe, heißt es weiter, denn Hygieneauflagen oder eine Begrenzung der Teilnehmerzahl machen viele Veranstaltungen so unwirtschaftlich, dass sie ausfallen müssen, obwohl sie stattfinden dürfen. So seien auf absehbare Zeit keine Einnahmen in Sicht, während Fixkosten wie Mieten oder Versicherungen weiterlaufen. Das Sterben einer Branche mit 1 Million Beschäftigten sei absehbar.

Auch wir schwärmten aus, um wenigstens einige der Not-Nachtlichter fotografisch zeigen zu können. Initiiert von der Veranstaltungsbranche, vermitteln die Bilder einen Eindruck von der Vielfalt des kulturellen Lebens, das als selbstverständlich angesehen und daher oft übersehen wird. Unser kleiner, nicht-repräsentativer Rundgang zeigt aber auch, wie unterschiedlich die Bedingungen selbst im öffentlich geförderten Bereich sind. In Theaterhäusern mit eigenem Ensemble wird gespielt, weil ein Sockelbetrag an Personalkosten ohnehin anfällt, ein Gastspieltheater wie das Herforder Stadttheater hat den Saisonstart bis Silvester verschoben (prüft aber die Revision des Beschlusses).

Auch Museen haben geöffnet. Allerdings fallen auch hier Jobs vieler „Freier“ weg, die oft als Aufsicht, im Bereich der Museumspädagogik oder als Helfer beim Aufbau arbeiten. Das sind die sogenannten „Solo-Selbstständigen“, an denen die meisten Unterstützungsprogramme und Soforthilfen ebenfalls vorbeilaufen.
Ein nächtliches Schlaglicht
Schließlich wurde die bei idealen Wetterbedingungen in einer der längsten Nächte des Jahres stattfindende “Night of Light” auch vom Schaustellergewerbe sowie von einzelnen Performance-Künstler*innen genutzt, um mit dem einfachen, aber wirkungsvollen Mittel der Beleuchtung auf die große Not der Zunft und Szene hinzuweisen.

Viel unbespielte Fläche auch bei der Bielefelder Stadthalle Installation der Künstlerin Marie-Pascale Gräbener Fassadendetail am Stadttheater Herford. Das Stadttheater Herford leuchtet rot in der Night of Light. Der 1961 eröffnete moderne Bau steht unter Denkmalschutz und ist sanierungsbedürftig. Aktuell (Stand 22.6.) ist der Spielzeitstart auf Silvester verschoben. “Ohne Veranstaltungen: Keine Arbeit für…” Der Anschrieb an der Forums-Tür weist 12 Positionen aus, “…u.v.a.”. Der rote Teppich zur Stadt lädt nicht zum Beschreiten ein, wenn Events entfallen. Am Rathaus. Das Marta leuchtet in der Night of Light zwar nur von innen, setzt damit aber auch ein Zeichen der Solidarität. Night Of Light am Bielefelder Rathaus Das Herforder Rathaus erstrahlt zur Night of Light in Rot. Die Pauluskirche, illuminiert auf Initiative des Veranstaltungstechnikers Willi Teuber. Fluchtwege: Das Stadttheater Herford. Verhagelte Aussichten am Theater im Lockdown-betroffenen Gütersloh. (Webcam: Stadtwerke Gütersloh) Den Berliner Platz beleuchtete die Gütersloh Marketing, nebenbei bemerkt: vor der bald geschlossenen Karstadt-Filiale Nicht an der Aktion beteiligt war die Bielefelder Stadtbibliothek. Wir finden dennoch Trost in ihrer Botschaft.