Als die Fußgängerunterführung am Jahnplatz 1957 eröffnet wurde, machte die junge Republik noch große Augen. Solch einen mit kleinen Läden und Gastronomie ausgestatteten Kaninchenbau zur verkehrssicheren Verteilung der Passantenströme von einer Cityzone in die nächste gab es in deutschen Städten bis dato kaum. Doch wie bei so vielen städtebaulichen Projekten der Nachkriegszeit erschien der Charme des in Rekordzeit errichteten Gangsystems schnell zweifelhaft. Schon die einfach nur billig wirkenden, viel zu dünnen und bedenklich schief in ihren Angeln sitzenden Glastüren, die den Zutritt von der Bahnhofstraße aus gewähren, verheißen bis heute nichts Gutes. Auch der heimtückische Spiegelglanz des Fußbodens, auf den man seine Schritte dann setzt, macht die Sache nicht besser. (Irrte nicht diCaprio in “Inception” auf einem ganz ähnlichen Untergrund durch die Katakomben seines verstörten Bewusstseins?)
Erst seit die Läden leerstehen, tut sich etwas in dem ursprünglich als Verkehrsspinne geplanten Areal, das später als Jahnplatz Forum tituliert wurde, weil damals alles, was städteplanerisch hoch hinaus wollte, römisch-antik benannt werden musste, auch wenn es im Untergrund lag und es in Wahrheit bergab ging.
Nun aber ist der Unterführung passiert, was Bielefelder Gebäudeleichen in letzter Zeit häufiger geschieht: die freie Kunstszene hat das Potential des Raumes entdeckt und bespielt ihn wirkungsvoll- natürlich in Absprache mit den städtischen Behörden. Das Ergebnis ist faszinierend. Denn wie in den Schauräumen am Kesselbrink verändert die künstlerische Okkupation die Wahrnehmung des Ortes kolossal. Entkernt und befreit von Plunder, tritt in den geschwungenen Linien der nackten Architektur am Ende doch noch so etwas wie der ästhetische Reiz der Passage zutage. Und ihre ungewöhnlichen, ein wenig tiefer gelegten Raumflächen hinter verglasten Fronten bieten ideale Ausstellungsflächen.
Im monatlichen Wechsel zeigen dort Bielefelder Künstlerinnen und Künstler verschiedener Verbände aktuelle Arbeiten. “jahnART” heißt das Projekt. Wen gibt es im Monat November zu sehen? Ein Streifzug in Bildern:










Eine schöne und verdiente Würdigung dieser Ausstellungen!
Hallo und ganz herzlichen Dank für diesen wunderbaren Beitrag zu unserer Aktion jahnART.
Liebe Grüsse, Sabine Bergau