Die drei Archetypen

Die "Farben des Himmels" sind für die drei Musiker von A.R.K. nicht immer unbedingt dieselben. Auf ihrem ersten Album "Music By Endangered Species" arrangieren sie sie zu einem eigenwilligen Klangbild. Foto: Antje Doßmann

Frisch gepresst und pur serviert: “Music By Endangered Species” von A.R.K. spielt mit Erwartungen und unterläuft sie genüsslich. Das erste Album des Bielefelder Trios versammelt ausschließlich Kompositionen aus der Feder des Saxophonisten Andreas Kaling, die von Gitarrist Reinhold Westerheide und Karl Godejohann an den Drums aufgegriffen, fortgeführt und erweitert werden.

Dadurch gewinnen die Arrangements eine Offenheit, die etwas mit Freiheit zu tun hat. Selbstverständlich wird die Bereitschaft vorausgesetzt, sich einzulassen auf überraschende Wendungen, Brüche und Pausen, rasante Takt- und Tempowechsel, instrumentelle Klangraumerforschungen. Nur so ist die Teilhabe am künstlerischen Prozess garantiert und kann gelingen, was den dreien deutlich wichtig scheint: Experimentierfreudig an Musik heranzuführen, die sich im Grunde immer im Zustand der Entstehung befindet, folglich keine letztgültige Gestalt besitzt.

Es gibt bloß Züge und Maße, sprich: Klangfarben und Tonfolgen, die aufeinander bezogen so etwas wie ein Gefühl der Richtigkeit oder Vollendung vermitteln. Bei der Arbeit ergaben sich auch für A.R.K. Arrangements, die dergestalt als “schön” zu beschreiben sind. Allen voran “The Sun”, das nach alter Weise tönt, schnörkellos ist, licht und dunkel zugleich. Schon als die drei das Stück beim letztjährigen Bielefelder “Parksommer” spielten, erfuhr man seine suggestive Kraft.

Als erfahrene und mit allen neuen Musikwassern gewaschene Tonkünstler wissen Kaling, Westerheide und Godejohann natürlich um allgemeine Hörgewohnheiten und -vorlieben. Stärker noch als beim Live-Konzert erscheinen die unsichtbar Zuhörenden auf dem Album als dritte Dimension, vor der A.R.K.s wortlose Narrative ihren teils skurrilen, teils verträumten, mal nachdenklichen, mal entfesselten Lauf nehmen.

Falsche Fährten, Schein-Enden, Vollbremsungen, Verfolgungsjagden, waghalsige Überholmanöver und Spurwechsel sind die Folge davon. Sie machen die mit “Farben des Himmels”, “Das Inselschloss”, aber auch “When Strength Is In Your Eyes” oder “And You Leave In The Mid Of Night” überschriebenen Tracks von “Music By Endangered Species” zu einem todernst-vergnügten Trompe-l’oreille unverkennbar ostwestfälischer Provenienz.

Man muss bloß das Bandfoto betrachten, um eine Vorstellung vom mild-subversiven Geist des Trios zu bekommen, dem es mithilfe von Bass-Saxophon, Bass-Klarinette und Sopran-Saxophon (Andreas Kaling). klassischer Gitarre (Reinhold Westerheide) und Schlagwerk (Karl Godejohann) gelingt, das Grau des Himmels zu vertreiben und den nächsten Sonnenaufgang hoffnungsvoll zu imaginieren. Ihrem Erstling wohnt die Frische und in Stücken wie “Questionmark?” oder “The Sun Rises” auch der Zauber des Anfangs inne. Und das tut zur Zeit besonders wohl.

Foto: Peter Wehowsky

Das A.R.K.-Album ist zu beziehen unter:

www.andreas-kaling.de

www.JazzHausMusik.de

Antje Doßmann

Autor*in: Antje Doßmann

Die Antje...kann über gelungene Kunst-Taten ins Schwärmen geraten, und dann rette sich von ihr aus wer will. Den anderen wünscht sie beim Lesen ein heißes Herz und einen kühlen Kopf.